Psychosomatik: Belastungen in Schule, Familie und digitalen Medien führen bei Kindern zu psychosomatischen Symptomen

Psychosomatik bei Kindern und Jugendlichen: Kindergesundheitsatlas der AOK zeigt alarmierende Entwicklung

Familiäre Spannungen, Zukunftsangst, schulischer Druck, Mobbing und der Einfluss digitaler Medien – all das wirkt zunehmend auf das seelische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen. Die körperlichen Auswirkungen dieser psychischen Belastungen sind deutlich spürbar: Laut aktuellem Kindergesundheitsatlas der AOK Rheinland/Hamburg zeigt jedes vierte Kind Anzeichen psychosomatischer Beschwerden.

Die Auswertung zeigt: Rund 25 Prozent der 3- bis 17-Jährigen leiden laut elterlicher Einschätzung regelmäßig unter mehreren psychosomatischen Symptomen. Weitere 22 Prozent sind von mindestens einem dieser Anzeichen betroffen. Besonders häufig tritt die Symptomatik im Jugendalter auf – bei den 14- bis 17-Jährigen sind die Zahlen noch höher.

„Schon Kinder und Jugendliche sind großen Herausforderungen ausgesetzt: Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen sozialen Einschnitte haben ihnen und ihren Familien viel abverlangt. Die gesundheitlichen Folgen sind nun sichtbar und werden uns noch lange begleiten“, erklärt Sabine Deutscher, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg.

Vor allem spezialisierte Privatkliniken für Psychosomatik verzeichnen in diesem Zusammenhang eine wachsende Nachfrage. Sie bieten betroffenen Familien individuelle Unterstützung, wenn körperliche Symptome wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Gereiztheit auf seelische Ursachen zurückgehen und herkömmliche Behandlungen nicht greifen.

Psychosomatik bei Kindern und Jugendlichen: Mobbing als zentrale Ursache

Ein besonders belastendes Thema im Alltag vieler junger Menschen ist Mobbing – sowohl im realen Umfeld als auch digital. Laut AOK-Studie berichten 43 Prozent der Eltern, deren Kinder von Cyber-Mobbing betroffen sind, auch von multiplen psychosomatischen Symptomen. Bei analogem Mobbing liegt der Anteil sogar bei 51 Prozent.

Grafik von der AOK Rheinland/Hamburg für den Kindergesundheitsatlas für das Rheinland und Hamburg 2024

Zukunftsangst, FOMO und mediale Überreizung als Risikofaktoren

Neben Mobbing wirken sich auch gesellschaftliche Krisen und Zukunftsängste zunehmend negativ auf die psychische Gesundheit junger Menschen aus. Besonders häufig werden Zukunftsangst (8 Prozent), Kriegsangst (7 Prozent) und die Angst, etwas zu verpassen (FOMO, 7 Prozent) von Eltern bei Ihren Kindern konkret wahrgenommen. Mit zunehmendem Alter verstärken sich diese Belastungen – vor allem in Kombination mit hoher Mediennutzung.

Die Daten zeigen: Bei Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren, bei denen Eltern Zukunftsangst feststellen, berichten 55 Prozent der Eltern auch über multiple psychosomatische Beschwerden ihrer Kinder.

„Die Vielzahl der gesellschaftlichen Herausforderungen ist groß, sie belastet Kinder und Jugendliche direkt und indirekt. Diese Ängste und Sorgen nehmen wir ernst“, sagt Sabine Deutscher.

Grafik von der AOK Rheinland/Hamburg für den Kindergesundheitsatlas für das Rheinland und Hamburg 2024

Hilfsangebote und Prävention durch Vernetzung stärken

Die AOK Rheinland/Hamburg reagiert mit gezielten Präventionsmaßnahmen wie dem Familiencoach Kinderängste sowie Programmen zur Förderung von Resilienz und Achtsamkeit. Darüber hinaus plant die Kasse, auf Basis der Studienergebnisse gemeinsam mit weiteren Akteuren im Gesundheitswesen neue Maßnahmen zur psychischen Stärkung junger Menschen zu entwickeln.

„Wichtig ist uns zudem eine gezielte Kommunikation und eine umfassende, zielgruppengerechte Aufklärung. Wir möchten Informationen vermitteln, die leicht verständlich sind, Vertrauen schaffen und die Menschen befähigen, gesundheitsförderliche Entscheidungen zu treffen.“, so Deutscher.

Hintergrund zum Kindergesundheitsatlas

Für den Kindergesundheitsatlas wurden 5.000 Elternhäuser aus dem Rheinland und Hamburg befragt. Die psychosomatischen Gesundheitsbeschwerden wurden über die HBSC-Symptom-Checkliste für die 3- bis 17-Jährigen erhoben und umfassen acht gesundheitliche und psychische Beschwerden. Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher von mindestens zwei dieser Beschwerden zumindest fast jede Woche betroffen ist, spricht man nach HBSC von multiplen psychosomatischen Beschwerden. Die Liste der Symptome umfasst: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, Niedergeschlagenheit, Gereiztheit, Nervosität, Einschlafprobleme und Benommenheit.

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