Gesetzliche Versicherte warten lange für Termine beim Facharzt - Privatversicherte deutlich kürzer
Laut einer aktuellen Befragung der GKV (Spitzenverband Bund der Krankenkassen) unter Kassenpatienten zeigt deutliche Defizite in der ambulanten Versorgung. Besonders problematisch für gesetzlich Krankenversicherte sind lange Wartezeiten auf Facharzttermine, während Hausarztbesuche meist schneller erfolgen. Zudem gibt es große Unzufriedenheit mit der telefonischen Erreichbarkeit von Arztpraxen und deren Öffnungszeiten.
Ein weiteres zentrales Thema ist die ungleiche Behandlung von gesetzlich und privat Versicherten bei der Terminvergabe, was die Forderung nach gesetzlichen Anpassungen von Seiten der GKV verstärkt. Denn private Krankenversicherte müssen deutliche kürzer auf Termine bei Fachärzten oder Privatkliniken in Deutschland warten.
Wartezeiten in Facharztpraxen sind ein großes Problem
Laut der GKV-Versichertenbefragung 2024 wartet jeder vierte Patient länger als 30 Tage auf einen Termin in einer Facharztpraxis. Zwar erhält jeder zweite Versicherte innerhalb von zehn Tagen einen Termin, doch 31 Prozent empfinden die Wartezeit als „zu lang“ oder „viel zu lang“.
Im Vergleich dazu schneiden Hausärzte besser ab: 52 Prozent der Befragten sind mit den Wartezeiten zufrieden, 36 Prozent halten sie für „noch akzeptabel“. Immerhin die Hälfte der Patienten bekommt bereits am nächsten Tag einen Termin, während nur ein Viertel länger als drei Tage warten muss.
Unzufriedenheit mit Erreichbarkeit und Öffnungszeiten
Neben den Wartezeiten gibt es auch Kritik an der telefonischen Erreichbarkeit für gesetzlich Versicherte bei Arztpraxen: 44 Prozent der Befragten sind unzufrieden, und 42 Prozent haben den Eindruck, dass sich die Situation in den letzten fünf Jahren verschlechtert hat. 27 Prozent der Versicherten halten zudem die Öffnungszeiten der Praxen für „zu kurz“ oder „viel zu kurz“.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die digitale Terminvergabe. Das Interesse an Online-Buchungssystemen wächst: 51 Prozent der GKV-Versicherten halten eine digitale Terminvergabe für „sehr wichtig“ oder „wichtig“. Noch 2022 lag dieser Wert bei lediglich 31 Prozent. Allerdings bestehen Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der möglichen Bevorzugung von Privatpatienten durch kommerzielle Anbieter. Deshalb bevorzugen 57 Prozent der Befragten eine nicht-kommerzielle Vermittlungsplattform.
Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, fordert eine gesetzliche Regelung, die Arztpraxen verpflichtet, einen Teil ihrer Termine tagesaktuell auf einem Onlineportal zur Verfügung zu stellen. Dies würde nicht nur mehr Transparenz schaffen, sondern auch Krankenkassen ermöglichen, aktiv Termine zu vermitteln. Zudem betont sie: „Die Diskriminierung der gesetzlich Versicherten gegenüber Privatpatienten bei der Terminvergabe werden wir nicht länger hinnehmen.“
Privatpatienten profitieren von zahlreichen Vorteilen
Ein zentraler Kritikpunkt vieler gesetzlich Versicherter ist die ungleiche Behandlung bei der Terminvergabe im Vergleich zu Privatpatienten. Laut der Befragung haben GKV-Versicherte Bedenken, dass kommerzielle Anbieter Privatpatienten bevorzugen und ihnen schnellere Termine ermöglichen. Dies bestätigt die Wahrnehmung vieler Patienten, dass Privatversicherte oft kürzere Wartezeiten haben und leichter Termine bei Fachärzten bekommen. Der GKV-Spitzenverband fordert daher eine gesetzliche Regelung, um eine Gleichbehandlung sicherzustellen und die Diskriminierung von GKV-Patienten zu beenden.
Eine im November 2024 im Raum Bielefeld durchgeführte Befragung bestätigt diese Befürchtungen. Die Untersuchung der PKV Welt – ein unabhängiger Beratungsdienstleister für private Krankenversicherungen – ergab, dass Privatversicherte im Raum Bielefeld in 25 Prozent der Fälle schneller und durchschnittlich zehn Tage früher einen Termin bei Fachärzten erhalten als gesetzlich Versicherte. Zudem profitieren sie von einer besseren telefonischen Erreichbarkeit sowie von exklusiven Terminangeboten. Obwohl die Studie nur auf die Region Bielefeld begrenzt war, zeigt sie die deutlichen Unterschiede bei der Terminvergabe zwischen Privatpatienten und gesetzlich Krankenversicherten.
“Die Ergebnisse der Studie bestätigen, was wir immer wieder von unseren Kunden hören“, erklärt Tim Bökemeier, Experte für private Krankenversicherungen und Betreiber der PKV-Welt. „Schnellere Termine und exklusive Angebote sind neben der Kostenersparnis für viele Interessenten ein Grund, sich für eine private Krankenversicherung zu entscheiden. Die vorliegenden Zahlen belegen dies. Sie zeigen auch, dass es in vielen Fachbereichen deutliche Unterschiede in der Versorgung sowie Engpässe gibt.“
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Hinweis: So wurden die Befragungen durchgeführt
GKV:
Befragt wurden 3.512 GKV-Versicherte im Alter von 18 bis 80 Jahren im Zeitraum vom 05.03.2024 bis 29.04.2024 über ein Onlinepanel. Durchgeführt hat die Befragung die Marktforschungsfirma Management Consult Dr. Eisele & Dr. Noll GmbH (Mannheim) im Auftrag des GKV-Spitzenverbands.
Die Stichprobe ist repräsentativ für die Grundgesamtheit nach folgenden Kriterien: Alter, Geschlecht, siedlungsstruktureller Regionstyp, Bundesland, Bildungsstand, Haushaltsnettoeinkommen und Versicherungsstatus. Alle Angaben beziehen sich ausschließlich auf GKV-Versicherte.
Die Infos aus dem Artikel basieren auf der Pressemitteilung der GKV: https://www.gkv-spitzenverband.de/gkv_spitzenverband/presse/pressemitteilungen_und_statements/pressemitteilung_1975066.jsp
PKV-Welt:
Die vorliegende Studie wurde von der www.pkv-welt.de durchgeführt und zielt darauf ab, die
Unterschiede in der Terminvergabe zwischen gesetzlich und privat Versicherten zu analysieren. Um ein umfassendes Bild zu erhalten, wurden 125 Facharztpraxen in den Bereichen Zahnmedizin, Orthopädie, HNO und Dermatologie in der Region Bielefeld, Gütersloh, Paderborn kontaktiert.
Methodik:
● Stichprobe: Insgesamt wurden 125 Facharztpraxen zufällig ausgewählt und
telefonisch kontaktiert. Es wurde ein “nicht dringender” Behandlungsgrund gewählt.
Im Anschluss erfolgte die Bitte auf einen früheren Termin, mit explizitem Hinweis auf
die private Krankenversicherung.
● Studienzeitraum: Die Daten wurden im August / September 2024 erhoben.
● Fachrichtungen: Die Studie umfasst Fachrichtungen wie Zahnmedizin, Orthopädie,
HNO und Dermatologie.
● Kriterien: Erfasst wurden sowohl die Verfügbarkeit von Terminen, der Zeitpunkt des
nächsten freien Termins als auch spezielle Angebote für Privatversicherte wie
exklusive Sprechstunden oder Rufnummern.
Die Auswertung basiert auf der Anzahl der kontaktierten Praxen, den verfügbaren Terminen
und der Wartezeit im Vergleich zwischen PKV- und GKV-Patienten. Weitere Auffälligkeiten
wurden ebenfalls erfasst (keine neuen Patienten bzw. ausschließlich Privatversicherte;
exklusive Sprechstunden bzw. Rufnummern).