Wenn die Pandemie die Seele erreicht: Die Auswirkungen von Corona auf die psychische Gesundheit

Dass die Corona-Pandemie nicht nur für die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit eine ernste Bedrohung war und ist, wird durch immer mehr Studien aufgezeigt1. Viele wissenschaftliche Publikationen, ein Bericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung2, zahlreiche Pressemitteilungen und -artikel3 und auch die Bilanzen von Krankenkassen4 zeugen von einer unbequemen Wahrheit: Stress, Depressionen und Angststörungen haben im Rahmen der Pandemie signifikant zugenommen. Eine Mitgliederbefragung der Psychotherapeutenvereinigung hat sogar ergeben, dass die Behandlungsanfrage um etwa 40% gestiegen ist, bei Kindern und Jugendlichen noch mehr (Angabe der DGUV gemäß Rabe-Menssen, 2021). Diese besorgniserregende Entwicklung sollte alarmieren, ist aber ein Stigma, über das man in Deutschland immer noch sehr ungerne und mit Verlegenheit spricht.

Gründe für die Zunahme Psychischer Leiden

Dass die Krisensituation auch das emotionale Wohlbefinden betrifft, ist plausibel und überrascht nicht. Denn es gibt eine Pluralität von Risikofaktoren, die mit Corona in Verbindung stehen: Zunächst ist es die Viruserkrankung selbst, die nicht selten ihre Spuren hinterlässt. Covid-19 kann sich in einigen Fällen negativ auf die psychische Belastbarkeit auswirken, mitunter zu anhaltender Erschöpfung führen oder durch die Erfahrung eines schweren Verlaufs auf der Intensivstation traumatisierend sein. Darüber hinaus bergen die Corona-Einschränkungen eine Reihe weiterer Gefahrenquellen. Der Mensch ist als soziales Wesen, als zoon politikon, wie ihn schon Aristoteles betitelte, nicht auf eine langanhaltende soziale Distanzierung ausgerichtet. Besonders die Lockdown-Phasen führten daher häufig zu Einsamkeitsgefühl und Desozialisierung. Besonders belastend war die soziale Abgeschiedenheit für Kinder, Singles oder die vulnerablen Gruppen, die zum Schutz noch stärker isoliert wurden und wenig Familienbesuch erhielten. Am schlimmsten waren vom Lockdown Frauen und Kinder betroffen, die unter schwierigen Familienverhältnissen oder häuslicher Gewalt litten und ihre öffentlichen Zufluchtsorte verloren.5

Belastend sind und bleiben die zwischenmenschlichen Kontaktlücken. Auch die notwendig gewordene Online-Kommunikation kann persönliche Gespräche schwer ersetzen. Zudem verstärkt die gesellschaftliche Polarisierung in der Corona-Debatte das Isolationsgefühl des Einzelnen. Für viele kam und kommt es durch die Beschränkungen zum Wegfall gewohnter, haltgebender Alltagsstrukturen. Ganz zu schweigen von wirtschaftlichen Existenzsorgen oder Jobverlust. Doch auch diejenigen, die glücklicherweise gewohnheitsmäßig ihrer Arbeit nachgehen konnten, waren einem erhöhten Stresslevel ausgesetzt. Das Defizit im Freizeitausgleich war für die Betroffenen nicht nur ein Luxusproblem, sondern mitunter ein grober Einschlag. Kinos, Bäder, Zoos und andere Freizeiteinrichtungen waren geschlossen, Feiern und Veranstaltungen verboten. Damit ging für viele eine erhebliche Einbuße von Lebensqualität einher, da die Kompensation zum Arbeitsalltag fehlte.

Ein weiterer Faktor dürfte die Angst sein, die Corona in weiten Bevölkerungsteilen ausgelöst hat. Die Sorge vor einer Ansteckung oder der Erkrankung Angehöriger kann zu einer regelrechten Panik ansteigen. Der tatsächliche Verlust von nahestehenden Personen und die direkten Krisenerlebnisse von Ärzten und Pflegern sind ebenfalls potentielle Auslöser für Depressionen oder Traumata.

Konsequenzen ziehen

Führt man sich diese Situation im Gesamten vor Auge, wird dringender Handlungsbedarf ersichtlich. Entsprechende Behandlungskapazitäten müssen geschaffen und psychische Erkrankungen im Diskurs endgültig entstigmatisiert werden. Es ist wichtig, solche Gefahren frühzeitig zu erkennen und die Hemmschwelle davor zu beseitigen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Solidarität und Unterstützung dürfen nicht bei der Covid-Erkrankung aufhören, andere gesundheitliche Gefahren nicht als sekundär behandelt werden. Niemand sollte alleine sein, auch wenn Corona dieses Gefühl vermitteln kann. Eine erste, direkte und diskrete Anlaufstelle ist das Privatklinik-Portal, das über passende Anlaufstellen informiert und bei der Suche hilft. Es sollte niemals vergessen werden, dass die Gesundheit das Wichtigste überhaupt ist! Das Privatklinik-Portal steht deshalb jederzeit als Wegweiser aus Notlagen und gesundheitlichen Problemen bereit. Klar muss dann gesagt werden, dass auch wenn es schwierige Phasen gibt, diese bewältigt werden können. Es ist nie zu spät sich Hilfe zu holen und allen Widrigkeiten zu trotzen, um dann erholt und mit neuer Stärke und Resilienz dem Leben zu begegnen.

Fußnoten

1 https://www.uni-giessen.de/fbz/fb06/hilfe_corona/was-tun/konsequenzen-covid-19

2 https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/nako-gesundheitsstudie-starkere-psychische-belastung-durch-corona-pandemie-12564.php

3 Zum Beispiel: https://www.tagesschau.de/inland/mittendrin/mittendrin-psychiatrie-101.html

4 https://www.bkk-dachverband.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/psychische-erkrankungen-bkk-dachverband-moniert-tempo-und-qualitaet-bei-auswertung-von-daten

5 Artikel auf der Website der Uni Tübingen: „Wenn zu hause bleiben gefährlicher ist, als das Virus – Häusliche Gewalt“ (Der Artikel ist auf der Website der Uni Tübingen nicht mehr aufrufbar).

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