Gastbeitrag

Burnout: Risiko, Hilfe und Prävention

Ein Gastbeitrag von Raphaela Gärtner (Doktorandin für Psychologie an der Uni Konstanz)

Auch wenn unsere Welt noch so technisiert ist: Der Mensch selbst ist keine Maschine. Immer nur zu funktionieren, geht auf lange Sicht nicht gut. Arbeitsstress kann sehr belastend sein, und nicht immer ist es leicht, damit umzugehen. Manchmal erscheint alles zu viel – und aus Arbeit wird auf einmal Überarbeitung. Das übliche Tagesgeschäft und der ganz normale Wahnsinn wachsen zu einem unüberwindbaren Berg heran, der einen bedrohlichen Schatten auf den Alltag und die eigene Lebensfreude wirft. Dazu braucht es nicht immer besondere Vorkommnisse, manchmal erdrückt das Arbeitspensum einen auch einfach schleichend und ohne jede Vorwarnung. Plötzlich verlangt der Fleiß einen zu hohen Preis, und zwar die eigene Gesundheit. Die gute Nachricht: Wo es einen Weg ins Burnout hineingibt, gibt es auch einen hinaus.

Was ist Burnout?

Burnout – ausgebrannt sein – darunter kann sich jeder etwas vorstellen. Man denkt an eine innere Leere, an Erschöpfung, an Motivationslosigkeit, und das alles in Reaktion auf zu viel Stress im Beruf. Als der Begriff in den 70ern vermehrt aufkam, beschrieb er noch die Folgen extremer Belastung ausschließlich in sozialen und pflegenden Berufen, heute ist Burnout unabhängig von der Art des Berufes.1

Aus psychologischer Sicht ist der Begriff Burnout keine eindeutige und trennscharfe Bezeichnung. Burnout gilt nicht als eigenständige Diagnose, daher gibt es auch keine allgemein gültige Symptomatik. Meist werden darunter aber die folgenden drei Symptome zusammengefasst: Emotionale Erschöpfung, Depersonalisation und verringerte Arbeitseffizienz.1 Doch schon bei diesen drei Symptomen wird die große Überschneidung mit einer Depression deutlich, die ebenfalls durch Antriebslosigkeit, verringerte Leistungsfähigkeit und sozialen Rückzug gekennzeichnet ist. Unterscheiden kann man Burnout und Depression mit dem klaren Arbeitsbezug (Arbeit als Auslöser), der bei Burnout gegeben sein muss, und nicht zuletzt mit der geringeren Stigmatisierung von Burnout. Schließlich bekommen, der landläufigen Meinung nach, nur fleißige Personen Burnout.2 Ob dies allerdings als Alleinstellungsmerkmal für Burnout ausreicht, oder ob es nicht doch eher die Vorstufe einer Depression ist, ist in Fachkreisen umstritten.

Was trägt zur Entstehung von Burnout bei?

Da ein Arbeitskontext Teil der umstrittenen Definition von Burnout ist, sind hier auch viele Faktoren zu finden, die eine Entstehung begünstigen. Ganz knapp zusammengefasst geht es um zu viel Stress, der dann entsteht, wenn die Anforderungen die eigenen Ressourcen übersteigen. Stress kann aber auch durch unklare oder unmögliche Vorgaben, mangelnde Kontrolle, zu wenig Unterstützung, zu wenig Feedback oder Streit zwischen Kollegen und Kolleginnen ausgelöst werden. Auch extreme Langeweile kann sich negativ auswirken.1,3

Was sind die Erkennungsmerkmale von Burnout?

Für Burnout gibt es eine eher offene und unspezifische Reihe von Symptomen. Die nachfolgenden Kennzeichen werden meistens verwendet1,3,4:

  • Anhaltende Müdigkeit und körperliche wie emotionale Erschöpfung. Die Distanzierung von der Arbeit wird schwer, es werden zunehmen mehr Ruhepausen benötigt, die aber der Erschöpfung kaum entgegenwirken. Man ist den alltäglichen Herausforderungen nicht mehr gewachsen.
  • Depersonalisation. Man zieht sich aus dem Job zurück als eine Art Schutz vor dem dort erlebten Stress. Oft ist dies begleitet von Unzufriedenheit und Gleichgültigkeit bis hin zu Zynismus in Bezug auf die Arbeit. Aber auch ein Rückzug von privaten Hobbies, Freunden oder Familie kann dazu gehören.
  • Verringerte Arbeitseffizienz. Die Leistungsfähigkeit lässt nach, oft in Zusammenhang mit Konzentrationsstörungen und Nervosität. So passieren immer öfter Fehler und es wird versucht, diese durch mehr Arbeit auszugleichen.

Was tun, wenn man sich bei diesen Beschreibungen selbst wiedererkennt?

Ein guter erster Schritt ist ein Besuch beim Hausarzt. Dieser hilft, das Ausmaß einzuschätzen und verweist gegebenenfalls weiter an Psychologen oder Psychotherapeuten. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, zu reagieren, bevor sich eine psychische oder körperliche Erkrankung entwickelt.

Wie wird Burnout behandelt?

Bei der therapeutischen Behandlung von Burnout hat sich die Verhaltenstherapie, ambulant und stationär, als besonders effektiv erwiesen4, auch wenn es keine standardisierte Behandlung gibt. Grundsätzlich werden bei der Behandlung egal welcher Schule gezielt diejenigen Felder bearbeitet, die bei der Entstehung eine Rolle spielen: das Arbeitsumfeld sowie subjektive Stresstoleranz-Fähigkeiten. Wenn auch eine Veränderung nicht immer einfach ist, so profitieren Personen mit Burnout von einer geringeren Arbeitsbelastung (z.B. durch das Abgeben oder Teilen von Aufgaben), Fairness und einem harmonischen Miteinander zwischen Kolleginnen und Kollegen. Zu den Fähigkeiten des Stressmanagements zählt es, bewusst und ausreichend Pausen zu setzen und gegebenenfalls die eigenen Überzeugungen anzupassen (z.B. „Ich muss es allen recht machen“ wird korrigiert zu „Meine eigene Gesundheit ist wichtig“). Allgemein hat auch hier eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Schlaf und ausgewogener Ernährung eine positive Auswirkung.1,3

Wie kann ich Burnout vorbeugen?

Was bei der Behandlung von Burnout hilft, bewährt sich auch bei der Vorbeugung: ein angenehmes Arbeitsumfeld und gestärkte Stresstoleranz. Das Wichtigste ist, immer aufmerksam zu bleiben. Burnout entsteht nicht über Nacht, sondern entwickelt sich schleichend. Wer also auf seinen Körper hört und die Signale rechtzeitig erkennt, kann auch frühzeitig handeln und ihnen entgegenwirken.

Ein zentraler Punkt hierbei ist das Abschalten nach der Arbeit. Die Entspannung, die nach einem herausfordernden Arbeitstag benötigt wird, kann man sich gut in der Natur holen. Egal ob Joggen durch den Wald, ein Spaziergang oder die Füße auf der eigenen grünen Terrasse hochlegen – Natur entspannt, stärkt die körpereigenen Abwehrkräfte und sorgt für gute Laune.5,6 Neben Natur kann man Körper und Geist auch durch gesunden Schlaf, regelmäßige Mahlzeiten (nicht zu viel Zucker), Yoga oder Atemübungen unterstützen.7,8

Fazit

Auch wenn Burnout keine eigene Diagnose ist, so fungieren die damit verbunden Symptome doch als Warnzeichen, das uns sagt, dass uns unsere aktuelle Lebensweise nicht gut tut. Doch aus dieser Not lässt sich eine Tugend machen. Denn so hat man die Chance, rechtzeitig entgegenzuwirken und sich Hilfe zu suchen. Am wirksamsten ist es, Selbsthilfe und fachärztliche Hilfe zu kombinieren und damit wieder zur richtigen Balance zurückzufinden, wenn das Leben aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Kliniken, die Burnout behandeln, finden Sie hier.

Fußnoten

1 Maslach, C., Schaufeli, W. B., & Leiter, M. P. (2001). Job burnout. Annual review of psychology, 52, 397-422.

2 Maske, U. E., Riedel-Heller, S. G., Seiffert, I., Jacobi, F., & Hapke, U. (2016). Häufigkeit und psychiatrische Komorbiditäten von selbstberichtetem diagnostiziertem Burnout-Syndrom. Psychiatrische Praxis, 43(01), 18-24.

3 Apothekenumschau https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/psychische-krankheiten/burn-out-symptome-ursachen-therapie-738121.html (07/2022)

4 Korczak, D., Wastian, M., & Schneider, M. (2012). Therapy of the burnout syndrome. GMS health technology assessment, 8.

5 Payne, M. D., & Delphinus, E. (2019). A Review of the Current Evidence for the Health Benefits Derived from Forest Bathing. International Journal of Health, Wellness & Society, 9(1).

6 Li, Q., Morimoto, K., Nakadai, A., Inagaki, H., Katsumata, M., Shimizu, T., Hirata, Y., Hirata, K., Suzuki, H., & Miyazaki, Y. (2007). Forest bathing enhances human natural killer activity and expression of anti-cancer proteins. International journal of immunopathology and pharmacology, 20(2_suppl), 3-8.

7 Campbell, L. (2021) What are the key brain chemicals? How can you hack them to get happier?. https://thefoodantiextremist.com/2021/01/08/what-are-the-key-brain-chemicals-how-can-you-hack-them-to-get-happier/ (07/2022)

8 McCorry, L. K. (2007). Physiology of the autonomic nervous system. American journal of pharmaceutical education, 71(4).

Ein informatives Video zum Thema Burnout: https://www.youtube.com/watch?v=b6asg8egVQ0

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